Donnerstag, 30. Januar 2014

Pictures of people making pictures of people. Oder wie man sich selbst und andere professionell bescheisst



Vor ziemlich genau einem Jahr wanderte eine Studie der Humboldt Universität über jede Facebookwall. Obwohl die Befragung mit nur 600 Teilnehmern nicht repräsentativ war, bestätigte sie eine Vermutung von vielen: Dass uns Facebook neidisch macht, hauptsächlich mit Urlaubsbildern. "Freizeit-Neid" nannten das die Wissenschaftler. Emsig wurde die Studie geshart, der Frequenz von Strand-Postings tat das natürlich keinen Abbruch.

Ich brauche logischerweise nicht den ersten Stein werfen: Ich blogge ja auch dauernd und prahle mit unseren Bildern rum. Allerdings beobachten wir auf unserer Reise einen neuen Trend: Die Professionalisierung von Laienfacebook-Bildern.

Früher knipste man mit seiner Digicam den Strand, lud das Bild hoch, wartete auf etwaige Likes und fertig. Die Kamera war ein Standardmodell von Mediamarkt oder Saturn, am besten von einer Restpostenauflösung. Alles was unter 100 Euro kostet, tut weniger weh, wenn es in Hintertimbuktu geklaut wird. Dann gibt es natürlich noch die Gschaftlhuber, die mit fetten Objektiven und Stativen rumrennen, aber die fotografieren weniger für Facebook als für den Diavortrag zuhause. Der durchschnittliche Traveller besaß nur eine digitale Weiterentwicklung einer Fuji Quicksnap.

Schon in Thailand fiel uns auf, dass jeder Hanswurscht seine Kamera jetzt in ein wasserdichtes Häuschen setzt. Damit kann man ganz hervorragend Bilder im Wasser machen. Nicht zwingend unter Wasser, aber vom Boot, beim Planschen und überhaupt. Außerdem besitzt der Normalo-Flashpacker jetzt auch ein ultraleichtes Ministativ. Das eignet sich besonders, um auf Festen Bilder von gaaaanz weit oben auf die Party-Crowd zu machen. Oder Minifilmchen zu drehen, wenn man über Märkte schlendert. Und es ändert die Selfie-Perspektive, sodass man nicht mehr mit angespannt verkrampfter Halsmuskulatur auf Selbstproträts zu sehen ist.

Aber das ist noch lange nicht das Ende. Ein Bild will schließlich optimiert werden. Deshalb kloppt man sich im neonfarbenen T-Shirt um die Schattenplätze an der Beachbar, damit das Display vom Airbook oder iPad nicht so sehr von der Sonne reflektiert. Während Anfänger nur mit der "Verbessern"-Funktion von iPhoto hantieren, hat der größte Teil ein semiteures Bildbearbeitungsprogramm gekauft, mit dem man hervorragend die Farben intensivieren und Saufschäden aus dem Gesicht beseitigen kann.

Als Konsequenz bedeutet das: Kein Bild, das uns auf unserer Facebookwall angezeigt wird, bildet die Wahrheit ab. Oh my God! Auch ich lasse regelmäßig iPhoto ein bisschen retouchen. Umso größer ist die Freude, wenn das Programm von sich selbst aus sagt: Nothing to improve. Wie bei dem Strand hier in Boracay. Der sieht wirklich so aus.

Woran ich aber auf dieser Reise auch großen Spaß habe: Leute zu beobachten, wie sie viiiiiel Zeit darauf verwenden, das richtige Foto für zuhause zu machen, um ein bisschen mehr Öl ins Freizeit-Neid-Feuer zu kippen.

Let it burn, motherfucker!







Dienstag, 28. Januar 2014

Spend a night with Free Willy



Uuups, so war das nicht gedacht! Als wir nach einer absurd langen Taxifahrt in Manila (eine Stunde für drei Kilometer) endlich bei unserem Hotel rauskommen, denken wir beide kurz, der Taxifahrer erlaubt sich einen Scherz mit uns. Aber nee, wir schlafen ernsthaft im "Ocean World" in Manila. Das ist sowas wie das "Sea Life" - mit Delfinshow, Seelöwen und Aquariumgedöns. Wie gesagt: So war das nicht gedacht.

Dabei war die Hotelwahl für Manila ja eh schon so ein Theater. Der Mann und ich haben nämlich folgende Reise-Orga-Aufteilung:

Ich kümmere mich um die Hotels, checke also vorher auch die Stadtteile im Reisefüherer, damit wir nicht in Arsch am Hart wohnen, und zahle die Hotels mit meinem Paypalkonto.

Der Mann kümmert sich um die Transfers, bucht Flüge, sucht Busse oder Boote raus und sorgt dafür, dass wir pünktlich dort aufkreuzen. Außerdem hebt er mit seiner Spezialo-Abheben-kostet-nix-Kreditkarte Cash ab, das wir dann in Mango-Shakes, gegrillte Hühnerflügel, Jakobsmuscheln oder regionale Brauereien investieren.

Am Ende des Monats rechnen wir immer zusammen und kommen lustigerweise beide jedes Mal plusminus 50 Euro auf den gleichen Betrag.

Was das mit Free Willy zu tun hat?
Bei Manila habe ich fast einen ganzen Nachmittag damit verdaddelt, bei Agoda nach einem passenden Hotel zu suchen. Denn Manila ist riesig, die Stadtteile für jemanden, der noch nie dort war, ein Rätsel. Das Angebot immens, die Bewertungen zumeist aber fragwürdig. Aber ich schwöre , dass nirgends in einer Bewertung drin stand, dass das Hotel an diesen Rummelpark angegliedert ist. Bei meiner Rumklickerei wurde schnell klar, dass wir hier höherpreisig einsteigen müssen. Wir dachten, so könnte uns das Hotelpersonal vielleicht ein bisschen helfen, die Stadt und überhaupt die Philippinen an sich zu verstehen. Haha! Schönster Moment: Nachts um drei steht der Page vor der Tür und will uns beim Gepäck helfen. Leider hat er sich in der Zimmertür geirrt. Macht ja nix mitten in der Nacht. Das war nur ein kruder Vorfall von vielen in unserem Delfinarium für unfassbare 100 Kröten die Nacht. Damnit! Hab ich die Hotelwahl wohl verkackt.

Manila ist jedenfalls so, wie alle es beschrieben haben: Ein großer, dreckiger Moloch. Allerdings nicht so schmutzig wie Yangon. Und: Manila ist ganz anders als die anderen asiatischen Großstädte, in denen ich bisher war. Ich glaube, die Philippinen sind in Wahrheit eine südamerikanische Enklarve. Und wer hat das zu verantworten: die Spanier. Die Filippinos sind nämlich erzkatholisch. Ein ziemlicher Kulturschock, wenn statt Buddhas auf einmal Marienfiguren auf der Straße verkauft werden. Gleich am ersten Abend sind wir zufällig in einen kilometerlangen Umzug reingeraten, der dem Jususkind huldigte. Quietschbunt natürlich, wir sind schließlich immer noch in Asien.

Was ich an meinem Leben im Moment sehr mag: Jeden Tag gibt's eine neue Überraschung. Wie eben katholisch Asien. Hält das Hirn flexibel!

Gestern sind wir nach Boracay geflogen. Wir wurden gewarnt: Seeeeehr touristisch, deshalb war das Erstaunen nicht so groß wie auf Koh Phangan. Es wimmelt hier von koreanischen Reisegruppen, die Winzinsel ist ein bisschen wie Disneyland. Nach einem Monat Hardcore-Kulturreisen und Metropolen-Hopping kommt das aber grad recht. Ja, mei, da wär dann noch eine Sache: Ich war jetzt wirklich schon an vielen Stränden. Aber so einen wie den hier, hab ich selten gesehen. Der Sand ist so fein, dass er unter den Füßen knirscht. Das Wasser ist so blau, als hätte Gott Technicolor für sich entdeckt.

Dear Philippines, I am already in love you!






Sorry, mehr Bilder ließ die Internetverbindung leider nicht zu ...




Freitag, 24. Januar 2014

Damnit Janet: Die ideale Folter für alle Grafiker und Arter


In meiner alten Redaktion hatten wir in unserem Büro einen Spruch an der Wand hängen:

"Wenn Text einfach wäre, hieße es Grafik."

Jaja, sehr böse ...  Aber: hihihi!

Was aber wirklich passiert, wenn eine Filipina verschiedene Schriftarten, Größen, Farben, Fettungen, Schrägungen und so weiter für sich entdeckt, haben wir gestern erfahren, als wir ein Zimmer bei "Dave`s Straw Hat Inn" gebucht haben. Janet nimmt das mit der Priorisierung ihrer Aussagen sehr, sehr ernst und überlässt auch nichts dem Zufall. Selten wurden wir so gut über jede Einzelheit informiert. Ganz ohne Ironie.

Dennoch: Die folgende Email könnte gut als Foltermittel für Grafiker benutzt werden.

Wir wollen sie euch auf keinen Fall vorenthalten!

(Ja, es handelt sich um EINE Email!)








Donnerstag, 23. Januar 2014

Bangkok Shutdown: Stylish Kids In The Riot


Ich war sofort verknallt. Nein, Ich war sogar madly in love als ich zum ersten Mal Bangkok besuchte. Und bis heute hat sich diese Liebe kein bisschen abgenutzt.

Bangkoks Geruch, die Fressstände mit Mangos, Crispy Chicken, Som Tam und Sticky Reis, das Gewusel, die super entspannten Einwohner. Gestern waren wir im Kino (American Hustle). Bevor der Film beginnt, stehen alle auf und singen die thailändische Hymne. Ich hatte ein bisschen Pipi in den Augen. Wusste nicht, dass ein simpler Kinobesuch so rührend werden könnte. Bangkok macht mich nie fertig, Bangkok geht mir selten auf die Nerven. Period.

Seit zwei Tagen sind wir wieder hier und bleiben noch bis Sonntag, bevor wir nach Manila fliegen.

Aber diesmal sind die Dinge anders und das ganze Tamtam trägt enen Namen: Bangkok Shutdown.

Demonstranten halten mehrere wichtige Straßenkreuzungen besetzt, fordern Neuwahlen, seit Mittwoch wurde offiziell der Ausnahmezustand verhängt. Das erlaubt der Regierung, das Militär einzusetzen und verbietet Versammlung ab 5 Leuten. Vor allem klingt es sehr gefährlich.

Ich spare euch jetzt Einzelheiten der politischen Verstrickungen. In Kürze: Die Opposition fordert Neuwahlen (anberaumt ist der 2.2.) und unterstellt der aktuellen Regierung Korruption.

Jetzt würde mich aber mal ernsthaft interessieren, wie ihr in Deutschland den Bangkok Shutdown wahrnehmt! Berichtet RTL darüber? Oder die Tagesschau? Warnt man vor Thailandreisen? Wird die Situation in etwa so ähnlich dargestellt, wie die Eskalationen damals am Taksim Platz in Istanbul?

Die Wahrheit sieht nämlich so aus:

Thais haben friedliche Sitzblockaden an bestimmten Verkehrsknotenpunkten errichtet. Zum Beispiel ist der Platz vorm MBK und die komplette Straße unterhalb der Skytrain Richtung Sukhumvit für Autos gesperrt. Links und rechts sind Hunderte von mobilen Fressständen aufgebaut und es gibt T-Shirts in 50 verschiedenen Designs mit dem Claim "Bangkok Shutdown" zu kaufen. Weiß der Geier, wie sie die so schnell hergestellt haben, der Shutdown wurde am 13.1. ausgerufen. Bands spielen auf großen Bühnen, Tuktuks cruisen auf und ab mit singenden Thais an Bord. Alle Geschäfte haben geöffnet, alle Restaurants ebenfalls, das Klima ist völlig entspannt. Auch die Polizei und das Militär verhalten sich ruhig, man plauscht im Schatten der Skytrainpfeiler. Fashion Girls machen Selfies mit weiß-blau-roten Haarreifen, Schuljungs spielen Bambusball.

Versteht mich nicht falsch: Den Thais ist ihre Sache hier sehr ernst, aber sie tragen sie friedlich vor. Zu keinem Zeitpunkt herrscht ein angespannte Atmosphäre.


Ich frage mich also ernsthaft, ob die ausländischen Medien das nicht aufbauschen.

Irgendwelche Meinungen hierzu?





Sonntag, 19. Januar 2014

Harder, Faster, LOUDER! Mit H.P. Baxxter im wilden Süden



Myanmar ist superschön.
Myanmar ist superanstrengend.

Willkommen in einer Zwickmühle.

Aber zuerst ein bisschen Klugscheißerei: Durch das Militärregime befindet sich Myanmar in einem undurchdringlichen Chaos aus absurdem Regelwerk. Das hat man jetzt schon ein-, zweimal im Stern gelesen. Sicher auch im Reiseteil der Zeit. Und wahrscheinlich sogar bei Bild Plusminusquatschinator. Das in Kombination mit der unfertigen Infratstruktur macht das Ganze ziemlich nervig. Bedeutet: Vorankommen dauert sehr lange, der Standard für Hotels ist eine Katastrophe, die Menschen sind durch die gefühlt ewige Isolation oft wahnsinnig gleichgültig. Vor allem ihren Mitmenschen gegenüber. Und irgendwann ersticken sie in ihrem eigenen Müll wie Indien.

Ein Beispiel: Um ein Hotel zu führen, braucht man eine spezielle Genehmigung und muss eine horrende Hotelsteuer an den Staat abliefern. Das macht das Übernachten extrem teuer (nicht unter 70 Dollar pro Nacht) und in vielen Ort gibt es gar keine Übernachtungsmöglichkeit. Englisch spricht niemand vom Personal, macht das Einchecken ungleich amüsanter. Bei Privatleuten kann man aber auch nicht schlafen, darauf steht höchste Strafe (mindestens 5 Jahre Gefängnis). Damit das auch ganz bestimmt rauskommt, gibt es angeblich eine ähnliche Bürgerspitzelpolizei wie damals in der DDR.

So ein Durchschnittszimmer ist shabby like hell. Deshalb bleibt man nie länger als maximal zwei Nächte. In der Hoffnung morgen mal in einem ordentlichen Zimmer zu schlafen. Leider ist die Reisegeschwindigkeit aber so langsam, dass man kaum vorankommt. Die Aussicht aus Zug und Bus ist jetzt auch nicht permanent so krass schön, dass man vor Freude weinen muss.

Aber jetzt mal Farbe an die Wand, wie Herr Brecheis gerne so schön sagt. Hier in Beispielen:

Bei meinem letzten Post waren wir im touristisch erschlossenen Bergdorf Kalaw. Dort wollten wir einen Tag verschnaufen, buchten zwei Nächte per Internet bei der Auswahl von .... tadaa: zwei Hotels. Das völlig aus Holz bestehende Honey Moon Hotel (kein Witz) wurde zuletzt 1978 abgestaubt, keiner spricht Englisch, mei, hilft nix. Nach einer Nacht mussten die Allergietabletten raus. (Hyper, Hyper!)

Wir mit dem Zug zum Inle See, 4 Stunden für 78 Kilometer. (Move Your Ass)

Mit dem Flugzeug zurück nach Yangon, weil der Bus 18 Stunden gedauert hätte. (Don't Waste No Time)

Von dort mit dem Bus zum Golden Rock in 6 Stunden inklusive ohrenbetäubender Gebets-CD und burmesischem Disco-Pop in Endlosschleife. (Maria I like it loud)

Mit einem abartig vollgestopften Truck rauf auf den Golden Rock, kauernd auf einem Reissack, eingekesselt von zwei sich anschreienden Italienern. (Harder, Faster, Louder)

Wieder runter mit dem Ding, 6 Leute in einer Reihe, in der 4 Platz haben. Insgesamt 10 Reihen. Steigung galore. (Always Hardcore)

3 Stunden auf den Zug nach Moulmein gewartet, der dann für 150 Kilometer 7 Stunden fährt und dabei fast aus den Schienen springt. (Fire!)

Dazu mussten wir noch froh sein, denn fast hätten wir kein Ticket bekommen: Einer unserer Dollarscheine war verknittert, den konnte der Bahnhofsverkäufer auf gar keine Fall nehmen. Auf die 50-Dollar-Note, die wir auch noch hatten, konnte er leider nicht rausgeben. Mit Kyat konnten wir aber auch nicht zahlen, weil man das als Tourist nicht darf. Warum? Weil halt. Das hätte er uns schon in den 3 Stunden, die wir gewartet haben, sagen können, aber Tickets werden leider erst 20 Minuten bevor der Zug eintrifft verkauft. Und wann das genau ist, weiß nur er. Der Rest des Landes mag verweichlicht sein, aber hier im Süden hält man sich an die Regeln. Word!

Aber das Highlight ganz zum Schluss: Eigentlich wären wir am 23. von Yangon aus zurück nach Bangkok geflogen, der schlaue Hertel hat aber rausgefunden, dass der Grenzübrgang nach Thailand im Süden bei Mae Sot seit Neustem geöffnet ist. Und noch besser: Nok Air fliegt in 25 Minuten von Moulmein nach Mae Sot. Das ist deshalb toll, weil zwischen beiden Städten ein feines Gebirge liegt. Außerdem hat der Mann so ein Ding mit dem Wort "Nok" laufen. Das findet er so granatengeil, dass er es mehrmals am Tag sagt, immer wenn irgendwo ein Werbebanner auftaucht oder auch einfach so. Noknoknoknok... Ich hinterfrage das nicht, ich hab ja auch mehr als 18 Schrulligkeiten, die noch dazu weit schlimmer sind. Zwischendurch bekommt er einfach ein Nok-Sage-Limit (nur noch dreimal heute).

Wir also heute morgen zum Flughafen getrabt, der sich als ein Haus erwies, das so aussieht (nein, ich habe nichts vom Gesamtgebäudekomplex auf dem Bild weggelassen - das ist der GANZE Flughafen):


Ein Mann kommt herausgelaufen: "Sorry, no Nok Air today, runway broken. Come back 3 days."

Wir also ratlos auf die Straße zurückmarschiert und am nächsten Eck einen Sammeltaximann gefragt, ob er uns mit zurück in die Stadt nehmen kann. Mann kann kein Englisch, holt Verwandten, diskutieren, Verwandter findet uns blöd, kommt ganz nah an mein Gesicht und blökt mich an. Ich umgedreht und schnell weggegangen. Mit meinem halben Schwein aka Rucksack auf dem Rücken und zwei Taschen.

Wisst ihr, wenn man 3 Wochen lang jeden Tag in einem Fortbewegungsmittel sitzt, das Stunden irgendwohin braucht und nachts in shabby beds schläft, wird man irgendwann dünnhäutig. Trotz Sonne und warm.

Ich also: Tobsuchtsanfall. Tränen. Geduldsfaden gerissen. Zischhhhhh

Dank einem Passanten, den mein Tobsuchtsanfall bei seinem Morgenkaffee ereilt hat, sitzen wir wenig später in einem Toyota, der uns zur Grenze bringen soll. Doch es wird noch absurder. Aufeinmal tauchen zwei Typen in gelben Nok-Air-Polo-Hemden auf (wir befinden uns mittlerweile am anderen Ende der Stadt, weiß Gott wie die uns gefunden haben) und gestikulieren von der anderen Straßenseite. Nok Air hat ernsthaft zwei Mitarbeiter losgeschickt, um uns zu suchen und nen Transport an die Grenze klarzumachen. Gut: Insgesamt wären auch nur 3 Leute in der Maschine gesessen (eeeek!) und auer uns befinden sich keine weiteren Ausländer in der Stadt. Mit der dritten Person fahren wir also an die Grenze. 7 Stunden. Für 110 Kilometer. Auf einer Schlaglochpiste, die man pro Tag nur in eine Richtung befahren darf. Heute war unser Glückstag, denn heute ist von-Myanmar-nach-Thailand-Tag, morgen wieder andersrum. Als wir an der Grenze ankommen sind wir beide mit unseren Nerven durch. Und wir müssen etwas einsehen:

Myanmar kann man nur dann kommod bereisen, wenn man unfassbar viel Kohle und Bock auf eine Rentner-Reisegruppe hat. Leute in unserem Alter haben wir fast nie getroffen. Dafür haben wir ein superlässiges älteres Lehrerehepaar (um die 60?) von der Ostsee kennengelernt im Zug. Wenn ich groß bin, möchte ich auch so cool sein wie Uwe und Christiane. (O-Töne Christiane: "Ach, wir buchen einfach immer ein paar Tage vorher im Internet mit unserem Airbook .... Ich kann dir die Bilder in die Drop-Box legen ... Das ist mein zweites Sabbatical ...")

Selbst wenn man sich also selbst alles zusammenstellt, frisst es ein großes Loch in die Reisekasse. So ist man immer angetrieben weiterzukommen, auf der Suche nach einem Ort zum Durchschnaufen. Den gibt es in Myanmar nicht.

Trotzdem würde ich es immer wieder machen. (Endless Summer)





 Ja, wir sitzen schon alle im LKW. Geladen sieht er dann so aus:

Für Abwechslung beim dreistündigen Warteaufenthalt sorgt Albert, der Ziegenbock.







Sonntag, 12. Januar 2014

Travel Kitsch at its best








Herzlichen Montagmorgen allerseits,

hurra, wir haben wieder Internet. Die letzten Tage waren wir off, was ganz gut war, sonst wär meine Blog-Frequenz wahrscheinlich unerträglich geworden. Wir sind nämlich mit dem Schiff nach Bagan gefahren. Und sowohl die Schiffahrt als auch die zwei Tage, die wir durch die Tempelfelder geradelt sind, waren so unfassbar großartig, dass ich wohl pausenlos mit cheesy Adjektiven um mich geschmissen hätte. So hat sich das bei einer achtstündigen Busfahrt in die Berge nach Kalaw alles setzen können und ich fasse mich kurz:

Alta, war das meeegaaaaa! (Ja, Stephie, es wird geschwelgt, sorry.)

Ein Highlight nach dem anderen: Sonnenaufgang auf dem Irrawaddy Fluss (magic!), Sonnenuntergang im Tempelfeld (magicmagic), Sonnenaufgang mit Ballons auf der Tempelspitze (MEGAFUCKINGMAGIC!).

Die Fotos sprechen für sich...

Und hier noch ein paar Zusatzinfos, die per Mail erfragt wurden:

1. Unsere chinesischen Räder hatten keinen Platten. Dafür hatten wir aber schlimm arsch- und beinweh. Der Hertel hat sich sogar irgendwann aus Verzweiflung ein T-Shirt auf den Sattel geklebt.

2. Das Essen in Myanmar ist gewöhnungsbedürftig (kalt, geschmacksneutral oder sauscharf, meist muffig. Leider.)

3. Man kann auch 9 Stunden auf einem Kinderhocker im Busgang sitzen und in Plastiktüten spucken. Irgendwo muss die Betelnuss ja hin. Slightly annoying.

4. Reisen in Myanmar ist anstrengend, das kann man nicht schönreden.

5. Ja, die Chucks werden nur noch von den Schnürsenkeln zusammen gehalten.
 

Aber jetzt wirklich endlich Glotzing-Time:





















Mittwoch, 8. Januar 2014

Der Bussibär on the road to Mandalay

Save me from drowning in the sea
Beat me up on the beach

What a lovely holiday

There's nothing funny left to say
This sombre song would drain the sun
But it won't shine until it's sung

No water running in the stream

The saddest place we've ever seen

Ich bezweifle, dass es Robbie Williams jemals hier nach Mandalay geschafft hat. Wahrscheinlich genauso wenig wie Kipling, der damals das berühmte Gedicht verfasste. Ersteres war ich jetzt zu faul zu googlen, zweiteres weiß ich. Dennoch: Mandalay gehört zu den klassischen Sehnsuchtsorten und auch, wenn uns der Reiseführer vor dieser Stadt gewarnt hat: Hier wollten wir hin.

Nun, Mandalay ist exakt so pittoresk wie Loose und Loneley Planet es uns vorhergesagt hat. Nämlich null. Riesengroß und unglaublich schmutzig, in der Mitte ein absurder ummauerter Park mit Königspalast, der im Zweiten Weltkrieg niedergebombt wurde und mittels Zwangsarbeiter als Westernstadt in den 90ern neu errichtet wurde.

Aber da gibt es ja noch den sagenumwobenen Mandalay Hill, ein grüner Berg am Stadtrand mit Stupas und Tempeln und Hastenichtgesehens. Sind wir natürlich hin, genauso wie zu dem Mahamuni Budda, der so sehr mit Blattgold von Pilgern beklebt wurde, dass seine Form ganz wulstig ist. Mandalay - das ist nämlich auch die Stadt der Blattgold-Klopfer.

Ich will euch gar nicht langweilen mit Sight Seeing Infos, lieber erzähle ich euch, was ich alles bisher in Myanmar gelernt habe und was das mit dem Bussibär zu tun hat.

1. Wenn ein Burmese auf sich aufmerksam machen will, dann busselt er in die Luft. Wenn man das nicht weiß, ist das sehr befremdlich und erinnert an die Gardasee-Boys, die jedem Rock unermüdlich auf der Straße hinterherschmatzen. Danke lieber Loose, dass du mir diese Irritations erspart hast, so ist es sehr lustig, wenn ständig ein Heidi-Klum-Mmmhpfaaa ertönt.

2. Wer auf busseln nicht hört, wird angeklatscht. Küsschen und Applaus, es gibt wahrlich schlimmere Geräusche, um auf sich aufmerksam zu machen ...

3. ... zum Beispiel spucken. Nämlich den roten Betelnussrotz auf den Boden. Immer. Überall. Danach: breites rotbraunes Lächeln. (Ich mag die Burmesen sehr!)

4. Thanakkapaste ist nicht nur Sonnenschutz, sondern Träger geheimer Gesichtsbotschaften.

5. Man darf vieles nicht laut Buddha. Zum Beispiel als Frau die Statue berühren. Ich bin mir sehr sicher, dass das NICHT Buddhas Idee war.

6. Dafür darf man in buddhistischen Tempeln vieles andere, was Buddha vielleicht doch möglicherweise ein klitzekleines bisschen komisch gefunden hätte. Zum Beispiel rauchen, spucken, telefonieren und Federball spielen.

7. Ich bin sehr froh, dass ich losgefahren bin. Ich bin sehr froh, dass der Hertel losgefahren ist. Ich bin sehr froh, dass wir beide zusammen diese Reise machen. Ich bin sehr froh, dass die Nicola mir den Hertel überhaupt vorgestellt hat. Ich bin sehr froh.