Mittwoch, 12. März 2014

All my friends are as sharp as razors


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Aus China haben wir einiges mitgebracht:


  • Chopsticks aus Porzellan
  • Eine Lampe aus Hong Kong (die wir in einem enormen Karton als Handgepäck durch die Flughäfen zerren)
  • Jadeanhänger, die uns im Jahr des hölzernen Pferdes Glück bringen sollen
  • Macau-Möppe, die ich vergessen habe einzutauschen, weil sie in meiner ansehnlichen Funktionsjacke versteckt waren
  • Neue Socken
  • Und einen 1A Infekt unbestimmter Natur, der den Mann und mich zur mehrtägigen Einnahme von Antibiotika zwangen


Aber die Vorfreude auf Thailand – once again – hätte nicht größer sein können, denn dort wartete das bisher größte Abenteuer auf uns: Die Pubertiere.


Pubertier 1 ist 14 Jahre alt.
Pubertier 2 ist 16 Jahre alt.


Meine zwei heißgeliebten Brüder, die ich gerne so nervige beglucke, dass mich der Mann fortwährend nur noch „Tiger Mom“ nennt. Meine Brüder nehmen das relativ gelassen, rollen nur in meiner Abwesenheit mit den Augen.


Schon im Sommer letzten Jahres haben wir Tickets für die beiden gebucht, Vollmachten ausgefüllt, Pässe kopiert, Impfungen angeordnet und am 1. März landeten die beiden in Bangkok. Alleine. Ohne Vater. Schon Wochen zuvor tippte ich idiotensichere, penible Reiseanleitungen, fotografierte sogar alle Schilder am Flughafen, damit sie sich zurecht finden. Bei dem Gedanken, dass sie allein durch die Immigration, ihren Koffer und den Ausgang finden müssen, machte ich mir regelmäßig in die Hosen.


Natürlich völlig umsonst, denn die zwei spazierten samstagnachmittags lässig aus dem Sicherheitsbereich als hätten sie nie was anderes getan als alleine zu fliegen. Dabei war's der erste Flug ohne Eltern und noch dazu Premiere für einen anderen Kontinent als Europa.


Dann die nächste Überraschung: Die Pubertiere pubertieren überhaupt nicht, viel mehr sind sie lustig, fröhlich und kooperativ. Ich bin mir sicher: Ich war nicht so ein netter Teenager. Ich war auch nicht so ein ansehnlicher Teenager. Die Jungs schon, deshalb musste ich die thailändischen Mädels echt mit dem Stock wegschlagen. Kein Tag verging, ohne dass viertelstündlich meine Brüder zu Fotosessions gezwungen wurden. Ich gehe davon aus, dass auf mindestens  545.678.889 thailändischen Facebookprofilen einer meiner Brüder zu sehen ist. Egal, wo wir auftauchten, wurden sofort Gruppenfotos gefordert. Ich bin gottfroh, dass mein älterer Bruder eine nette Freundin hat, der er zutiefst treu ist und somit gar nicht auf die Idee kam, mit einem der Girls anzubandeln! Wenn ich zurück in Deutschland bin, schüttele ich ihr nochmal die Hand. (Und ich bin mir sicher, würde unsere Mutter noch leben, würde sie das ebenfalls tun.)


Zusammen sind wir nach Koh Chang gefahren und haben eine Woche nichts anderes gemacht als alle Food Stalls und den 7-11 leer zu fressen und tiefe Löcher in den Strand zu graben. Ein paar Tage später kamen auch noch Olli und Esther mit ihrer Tochter Rania aus Neuseeland vorbei und als ich die Jungs zurück zum Flughafen brachte (wieder Geheule und in die Hosen Gemache meinerseits, Ultracoolness der Jungs ihrerseits), sammelte ich in Sukhumvit noch Nicola ein. Jetzt bauen wir Sandburgen statt Löcher zu graben – mit dem Equipment, dass die Jungs uns zurückgelassen haben.


Die Angestellten im 7-11 kennen uns schon mit Vornamen …


Jetzt fragt sich der ein oder andere vielleicht, warum wir schon wieder auf einer thailändischen Insel abhängen. Zum einen, weil wir mal länger an einem Ort bleiben wollten nach dem Power-City-Country-Hopping, zum anderen, weil es der leichteste Ort für Verabredungen ist. (Und weil sich Thailand einfach nicht abnutzt.)


Aber das Wichtigste: Wir haben zu keinem Zeitpunkt diese Reise bereut oder langweilig gefunden. Wir haben so viel tolle Dinge erlebt und gesehen, bis zu dieser Sekunde verspüren wir keinerlei Bedürfnis, nachhause zu fahren. Aber unsere Freunde fehlen uns. Nach fast 5 Monaten ist es sehr schön, bekannte Gesichter zu sehen und nicht jede Konversation bei Null zu beginnen. (My name is Michèle, yes we are from Germany, no, this is no usual vacation, we travel for 6 months, I am a journalist, yes we are from Munich, Bayern Munich, yes, Schweinsteiger and Lahm live just around the corner ….blablablabladiblaaa).


Kurzum: Ihr fehlt uns!


Wir machen jetzt noch eine einmonatige Stippvisite in Malaysia und dann kommen wir heim. Also halt dann, wenn wir uns endlich aufraffen können, einen Rückflug zu buchen:-)
















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