Mittwoch, 26. März 2014

Ready For A Funeral: Trennung in Malaysia




"Die Straßen in Kuala Lumpur gehen so:", sagte Kathrin (Who is Kathrin?) nach vielen Bieren auf Koh Chang. Dann malte sie mit dem rechten Zeigefinger wild Kreise, Schlangenlinien und anderes wirres Zeug in die Luft, zuckte resigniert mit den Schultern und meinte: "Ich habe dort ein halbes Jahr gelebt und mich bis zum Schluss nicht richtig orientieren können."

"Ha!", dachte ich mir da noch großspurig, "Der Loetzbert ist ein Orientierungswunder, da mach ich mir mal keine Sorgen." Hätt ich aber mal tun sollen, denn Kuala Lumpur hat tatsächlich ein kurviges Straßensystem, das sich ein besoffener und massiv schielender Inder ausgedacht haben muss: Hügel rauf, Hügel runter, Sackgassen, Überführungen, Unterführungen, Walkway-Kreise undsoweiterundsofort. Das alles bei 38 Grad. I want to see you sweat. Ging schon, war aber echt hart und nur mit beständigen Karten-Checken machbar. Gut, dass wir direkt neben der großen Fressmeile Jalan Alor gewohnt haben.

Immerhin wurde meine Kleidungsbefürchtung nicht bestätigt, keiner nimmt Notiz an meinen kurzen Hosen und langen Haaren. Überhaupt, kommen wir gleich mal zum Punkt: Das hier ist ein muslimisches Land. Vollebolle mit Moschee, Muezzin und allem Drumunddran. Allerdings ist es der wohl westlich ausgelegteste Islam, der mir je begegnet ist. Die meisten Frauen tragen zwar Kopftuch, aber das ist völlig optional. Man spricht mit mir auf gleicher Augenhöhe wie mit dem Hertel. Kein Only-Talk-to-the-Man. Überall läuft Musik, auch im Bus, alle summen mit. Und endlich kein unerträglicher Asia-Pop mehr, sondern ein Best of the 80s bis 90s. Beispiel: In Chinatown sang ein Verkäufer an seinem Handystand inbrünstig "Dancing Queen" mit. Gestern stillte eine Frau mit Kopftuch und Mann direkt neben mir ihr Kind. Kein Brüstedrama.

Malaysia ist ein ziemlich friedlicher Religions-Punsch: Die Malayen sind muslimisch, die Chinesen, Inder, Thais und Expats bringen fröhlich ihre eigenen Religionen mit. Niemand stört sich groß dran.

Und es wird noch besser:  Malaysia ist eine Wahl-Monarchie - alle 5 Jahre wird ein neuer König gewählt. Die Kandidaten entstammen einer Adelsfamilie. Anja und ich erarbeiten bereits via Whatsapp einen Wahlkampf, wie wir sie zur Königin machen. Expect a lot!

Der diesjährige Tourismus-Claim lautet: "Malaysia - truly Asia". Denn da ist der Hund begraben: Malaysia wirkt wenig asiatisch. Eher arabisch mit extremen europäischen und amerikanischen Einflüssen. Alles ist wahnsinnig high tech, sehr sauber und organisiert. Die Sprache ist in unseren Buchstaben und übernimmt phonetisch viel aus dem Englischen. Das erinnert mich sehr an Finnland, wo ich studiert habe. Die Finnen machen ja aus Taxi auch einfach Taksi. Hier ist es ein Teksi. Neue Lieblingswörter: Motorsikal (motobicycle), sakses (success) und ekslusif (exclusive).

Nicht so tolles Lieblingswort: Dilarang. Vor allem "Dilarang Merokok" - Rauchen verboten.

Abgesehen davon, dass Bier und Zigaretten mehr als doppelt so teuer sind wie anderswo in Asien, sind wir blöderweise in Melaka gelandet. Der einzigen rauchfreien Stadt abseits Singapur. Aber: Es gibt Radler, das auch noch so heißt. WTF??

Von Melaka hat der Reiseführer geschwärmt, ebenso ein Italiener, neben dem ich im Minibus in Thailand saß. Essen soll Hammer sein, außerdem ists wunderschön. Blabdibla.

Naja, schlecht ists hier nicht, eher skurril: Melaka ist eine arabische Version von Amsterdam. Mit Grachten und Graffiti, Booten und Designshops. Der große Platz hier könnte genauso gut auch der Leidseplein sein. Und damit die alten chinesischen Häuser, die hier stehen, nicht brennen wie Zunder, ist Rauchen eben verboten. Das ist nicht schlimm, ich rauche ja eh nur noch wenig - aber dass die Feierabendzigarette verboten ist, schmerzt ein bisschen. Außer shoppen, essen und beknackt dekorierte Rikschas (für die Chinesen, wen sonst) anglotzen, geht hier kaum was. Das ist doof. Vielleicht sind wir aber auch einfach nur satt von all den Eindrücken der letzten Monate und uns gehört mächtig eine geschallert.

Morgen fahren wir jedenfalls mit dem Bus nach Cherating an die Ostküste. Dort kann man eine Firefly-Bootstour machen. In den Dschungel wollten wir auch, aber das ist von Melaka aus arg kompliziert. Wenn jemand eine Meinung zum Taman Negara hat, bitte her damit!

Jetzt aber zum traurigsten Teil dieses Posts: Ich musste mich trennen. Von meiner wasserabweisenden Inmichpasstallesrein-Tasche-fürunterwegs. Das Plastik schubbelte sich schon schlimm ab, mein Körper war voller dunkelblauer Kunstlederknibbel, vom Design wollen wir gar nicht reden. Aber diese Tasche hat mich so weit begleitet - und eigentlich hätte sie schon in Kambodscha dran glauben sollen. 2010. Hust. "Die schmeiß ich dann weg!" Ja, klar ...

Aber die Tatsache, dass man sie komplett verschliessen konnte und der Riemen zu massiv zum Durchschneiden von Motorradräubern war, machte sie zur Dauerbegleitung in

Kambodscha, Vietnam, Thailand, Kalifornien, Las Vegas, Sri Lanka, Peru, Griechenland, Kroatien, Myanmar, Philippinen, Macau, Hong Kong, China .... und finally Malaysia. Ich hab ein bisschen geweint. Es ist als müsste ich einen Teil von mir selbst loslassen. (Endlich mal.)

Bescheuert, oder?

Ich habe zwar eine neue, aber die miaut nicht. Den Rest übers Miauen kennt ihr ja von Facebook. Das Gute an Malaysia: Muslim Country means cats, no dogs. Lustigerweise wird der Hertel seit der Taschennummer von ihnen belagert.


















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