Samstag, 21. Dezember 2013

Jobs, die echt zum Kotzen sind, 1: Vomit Guard

Es gibt ja viele Berufe, von denen ich schon früh wusste, dass sie nichts für mich sind. Lehrer zum Beispiel. Oder Diplomat. Oder Suffleuse. Halt nichts, wo man geduldig, tolerant und leise sein muss. Und ich schwöre, ich habe nie gesagt: "Ich will mal was mit Menschen machen." Da existierte schon frühkindliche Selbsteinsicht.

Aber dann gibt es natürlich auch noch Jobs, die sind richtig zum Kotzen. Einer davon ist es im wahrsten Sinne des Wortes: Vomit Guard.

Aber von vorne:

Zuletzt waren der Hertel und ich ja auf Koh Chang. Das ist südwestlich von Bangkok und recht leicht zu erreichen. Über Weihnachten und Silvester wollten wir aber auf die andere Seite nach Koh Tao und Koh Phangan. Das würde etwas kompliziert werden. Schon klar. Aber da Thailand ja ein Service- und Transportwunderland ist, würde das schon hinhaun. Für die Preisleistungsrelation zu deutschen Transportmitteln der Baht-Vergleich: 10 Euro sind ca. 430 Baht.

Wir also so:

Mit dem Minibus von unserem Bungalow auf Koh Chang zur Fähre, rübergefahren, Deniz aus Stuttgart kennengelernt ("weisch I will dätoowiere lerne!"), weiter mit dem Minibus nach Bangkok.
5 Stunden Fahrt, 650 Baht.

In Bangkok zum Bahnhof marschiert, Zugticket und Katamaran-Ticket für den nächsten Tag gebucht.
510 + 650 Baht.

In Chinatown 84 verschiedene Sorten Dumplings in uns reingestopft bis die Hose gespannt hat.
200 Baht.

Geschlafen im piekfeinen Hotel.
40 Euro.

Um 8 Uhr in den Zug gehoppst, 6 Stunden durch den Dschungel gecruist bis nach Chumphon, dort übernachtet.

Und dann ereigneten sich nur noch thailanduntypische Vorkommnisse...

Der Shuttle zum Lohmpraya-Katamaran sollte uns um 11 Uhr am Hotel abholen, der Katamaran selber startet 25 Kilometer außerhalb von Chumphon, Abfahrt 13 Uhr. Wir gewartet. 11.30 Uhr: nüschte. 11.35 Uhr, hm, mal anrufen. "In a minute." Okay.

11.48 Uhr: nüschte. Nochmal anrufen. "One Minute, Mister." Hmtja. 12.04 Uhr: nüschte. Nochmal anrufen "Sorry, sorry, driver forgot, we arrange shuttle." 12.15 Uhr Omi mit Pick up hält, scheucht uns auf die Ladefläche, hechtet zum großen Bus, wir als Letzte rein. Abfahrt. Ja, mei. Passiert.

Großes Check-in-Gedöns am Pier, rauf auf den Kat, "hurry, hurry!", alle Plätze drinnen belegt, dann halt hinten draußen sitzen auf ner Kühlbox. Lustiger Thai kommt vorbei: "Ah good place, misses. No wind, no vomit."

WHAT?

Kat springt an, dröhnt, fährt los. Ich sag es euch: der Looping auf der Wiesn ist pillepalle. Das Ding knallt in die Wellen als gäbs kein Morgen, Loetzbert lacht. Loetzbert kreischt.

10 Minuten später: Loetzbert ist schlecht.

Hier nur kurz dazwischen speziell für Kim und Julia: Unser Barcelona-Cruise mit dem Katamaran war Kinderkarussell. Period.

Und hier komen die Vomit Guards ins Spiel. Während ich also zwei Stunden lang mittels yogischer Atmung, Rechenaufgaben und krampfhaft geschlossenen Augen versuche, mich nicht zu übergeben wie die restlichen zwei Drittel der ca. 200 Touristen auf dem Mördergeschoss, hopsen die Vomit Guards fröhlich herum, verteilen schwarze Plastik-Kotztüten, sammeln die auch brav von den vollgekotzen Touristen wieder ein und werfen sie in einen große Tonne. Eine Tonne, die zwei Meter links von mir steht. Dabei reichen sie auch fachmännisch Papiertücher und halten der ein oder anderen Dame die Haare hoch. Und machen Scherze wie: "Ahhh, misses, you had mango juice for breakfast!"

Ich will ja jetzt echt nicht rumlamentieren, aber wie sagt Philipp Herder immer so treffend: Wie kann es einem so schönen Körper so schlecht gehen?

HORROR-TRIP!!!

Als wir in den Hafen von Koh Tao steuern, bin ich den Tränen nahe. Endlich auf dem Pier würde ich am liebsten den Boden küssen, würden nicht alle mit ihren vollgekotzten Schuhen da entlanglaufen.

Übermorgen fahren wir nach Koh Phangan. Mit dem Slow Boat.




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PS: Aber hier ist es sehr hübsch. Dank der guten Frau vom Heede wohnen wir in einen 1A-Resort.

PPS: Die Insel ist ein Tauch-Paradies. Ich frage mich aber, ob es Vorraussetzung ist, per se ein unfassbarer Gschaftlhuber zu sein, wenn man den Tauchschein machen will. Die ganzen Neopren-Hansis nehmen sich waaahnsinnig ernst und schauen Nichttaucher mit diesem mitleidigen Blick an, der sagen soll: "Du - Hast - Ja - Keine - Aaaaahnung - Vom - Leben!" Ähnlich wie Surfer und Carver. Hmtja, here comes the news: I will survive auch ohne Tauchschein.





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