Donnerstag, 20. Februar 2014

The Angry Mop (sic!)



Eindringlich warnte man uns vor Macau. In vielen Emails wurde die kleine Halbinsel an der chinesischen Küste als "grauenvoll", "schrecklich" und "pure Zeitverschwendung" beschrieben. Wir haben diese Beschreibung mit großem Ernst zur Kenntnis genommen und uns gewappnet. Danke nochmal. (Überhaupt Danke für all die Tipps, die ihr mir immer schickt. Bitte nicht aufhören!)

So und ab jetzt verfällt meine Atmung in unregelmäßiges Schnappen, meine Pupillen führen ein Eigenleben getrennt voneinander und meine Arme überzieht eine wellenförmige Gänshaut bis direkt unter die Ohrläppchen: Macau ist das größte Gambling-Zentrum der Welt!!!! Wie könnte ich das auslassen? Ich mit den eindeutigen Neigungen zum Exzess? Ich, die von Spielautomaten magisch angezogen wird? Ich, die in Las Vegas fast an einer Slot Machine engeschlafen ist, weil ich so lang dranhing?

Natürlich ist das nicht gesund. Natürlich sind solche Neigungen irritierend. Aber hey: Andere werden schwach bei Schokokuchen, italienischen Schuhen oder Fußballergebnissen. Ich bin latent periodisch spielsüchtig. Jetzt ist es raus. Bääm.

Zu meiner Verteidigung: Ich nehme auf keinen Fall eine Kreditkarte mit und nur ein begrenztes Budget. Wenn das aufgebraucht ist, geh ich heim. Außerdem spiele ich grundsätzlich nur im Pillepalle-Bereich. Und: Ich gewinne ziemlich oft. Bei dem ganzen Pech, das ich sonst so habe, finde ich auch, dass das der angemessene kosmische Ausgleich ist.

Macau jedenfalls ist brachiale Gewalt. So viel größer als Vegas, vollgestopft mit unglaublich reichen Chinesen, die natürlich - wer hätte es gedacht - durch ihren Reichtum nicht netter werden. Es gibt nichts außer Casinos. Nicht mal Supermärkte. Man kann schlicht keine Cola im Umkreis von mehreren Kilometern kaufen. Dafür Gold, Diamanten, Uhren und Pradataschen. Nachts muss man aufpassen, dass man nicht totgefahren wird. Allerdings nicht, weil der Verkehr so chaotisch ist, sondern weil die Kombination "besoffener Chinese + Maserati" einfach keine besonders brillante Idee ist, aber minütlich auftritt.

Es gibt keinen Strip wie in Vegas, bye bye Atmosphäre. Dafür ist das Venetian hier ist das sechstgrößte Gebäude der ganzen Welt, Wynn, Sands und Co. stehen dem in nichts nach. Das Venetian hat einen künstlichen Himmel, chinesische Gondolieri, die "Oh Sole Mio" singen, und eine Arena, die so groß ist, dass im März die Stones hier auftreten. Der Mann und ich wohnen im Vergleich günstigen Lisboa Hotel, hier kostet die Nacht im billigsten Zimmer 300 Euro. Wir bleiben zwei Nächte, haben ein Promo-Angebot gefunden und all unsere Agoda-Reward-Punkte verbraten. So zahlen wir nur einen winzigen Bruchteil, Gott sei Dank. Unser Bad ist ähnlich geschmacklos wie der Rest der teuren Einrichtung hier, aber wir haben einen Whirlpool. Leider habe ich 15 Minuten gebraucht, um heraus zu finden, wie man das Panel bedient. Gehört ab jetzt mit zu den demütigendsten Momenten meines Lebens: Nackt und frierend in einer Regenwalddusche-Whirlpool-Kombi stehen, wild Knöpfe drücken und dann plötzlich Wasser von unten rechts gegen die Arschbacke gespritzt bekommen. Kalt.

Wegen des Mangels an Supermärkten ist aber die gesamte Minibar im Preis enthalten und drei Pornokanäle. Chinesische Pornos sind wirklich merkwürdig ...

Ähnlich merkwürdig ist der wilde Mix aus chinesischer Todes-Architektur und portugiesischen filigranen Häuschen. Macau war lange eine portugiesische Kolonie, deshalb wird hier neben chinesisch sowohl portugiesisch gesprochen als auch geschrieben. Unser Glück, denn mit chinesisch kommen wir ja nicht weit. Verständigen können wir uns hauptsächlich mit deuten und blöd schauen. Meistens klappt's.

In Macau gibt es auch eine eigene Währung: Macau Pataka, abgekürzt MOP. Pataka konnten wir uns lange nicht merken, Mop schon. Deshalb nennen wir das Geld in der Mehrzahl "Möppe". Ich denke, man merkt langsam, dass wir in unserer Pärchenisolation auch ein wenig merkwürdig werden. Wie eben alles um uns herum.

So oder so: Ich hab beim Spielen einen Haufen Möppe gewonnen, verloren, gewonnen, verloren. Und hatte einen Heidenspaß dabei. Letztendlich konnten wir uns aber vom Gewinn einen New York Cheesecake und zwei Wan Tan Suppen kaufen. Per deuten, wie sonst?

Die Fotoshow beginnt heute mit unserem  HSE-24-verdächtig schönen Badezimmerboden. Enjoy!





















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